Eugen Galasso

Literatur- und Theaterkritiker, Dozent fürs onyrische Zeichnen

Es ist die Natur, die die Kreativität von Danilo Pepato Franci schon immer beflügelt hat, die Natur in all ihren Formen und Ausprägungen: Wälder, Berge, Bäume, Lichtungen, Bäche und Flüsse und schließlich Blumen. Der Künstler studiert und drückt jede kleinste chromatische Komponente, jede einzelne Form aus, wobei die Farbe vollständig mit der Form verbunden ist, sie fast erzeugt und gleichzeitig von ihr erzeugt wird. In diesem Sinne ist Danilo Pepato Franci zweifellos ein Anhänger der Goetheschen Farbenlehre, nach der (in der Natur) das Licht jede Farbe erzeugt, da es ihre Quelle ist, während in der Malerei die Farbe das Licht erzeugt. Jedes Element der Natur wird vollständig ausgedrückt und verweist auf eine Vision, in der Subjektivität und Objektivität miteinander verschmelzen, ganz im Sinne des Impressionismus bzw. des Postimpressionismus. Sicherlich weiß Pepato Franci, dass das Objekt des Sehens, der Betrachtung und des Wissens nicht existiert, wenn es nicht tatsächlich von uns gesehen, betrachtet und erkannt wird. Das ändert nichts an der Tatsache, dass jeder Mensch seine eigene Herangehensweise hat, aber die Herangehensweise des Künstlers lässt uns entdecken, was wir auf den ersten Blick vielleicht nicht sehen können. Und in diesem Sinne erscheint die Passage von Leonardo da Vinci übernommen aus seinem Traktat über die Malerei, die als Leitmotiv für den Katalog verwendet wird, absolut angemessen. Der Filter, mit dem der Künstler die Natur betrachtet und interpretiert, seine geheimnisvollen grünen Ausblicke, mit den glitzernden Wildbächern und die Feuchte der Wälder, sind Teil einer einzigen metaphysischen Aktivität (die bei Pepato Franci oft klar erkennbar ist), die sein „Qualitätsmerkmal“ ist: eine Vision, die nie-mals beiläufig ist. Gerade hier wird der Wert eines Künstlers wie Danilo Pepato Franci, mehr als ein halbes Jahrhundert nach seinem frühen Tod, nachdrücklich bekräftigt.Er ist ein Gesamtkünstler, das muss man sagen, der zu bewegen, zu überraschen, zu begeistern und gleichzeitig zum Nachdenken darüber erinnern vermag, wie wir manchmal unsere innere lyrische Welt vernachlässigen. Wie gesagt, er ist ein wahrhaft kompletter Künstler, denn er ist auch Autor zahlreicher Kurzgeschichten, die seinerzeit auf der dritten Seite der italienischen Vorkriegszeitung veröffentlicht wurden. Mehr als Geschichten sind es echte „impressionistische“ Skizzen von Landschaften und Bergen, die der Künstler liebte und die er vor allem vermitteln wollte.

„Bozen, Herbst 2021“

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